Schlemmen for Future

Buchrezension “Schlemmen for Future”

Wie ich Teil eines wunderbaren Kochbuch-Projekts wurde

Wie funktioniert Schlemmen for Future? Es war im Sommer 2020. Eine Mail trudelte in meinem Postfach ein. Absender: Mechthild Bachmann von Parents for Future Germany. Ehrlich gesagt hatte ich weder den Namen der Absenderin noch den der Initiative zuvor gehört. Inhalt der Mail: “Vielleicht hat es sich schon bis zur dir herumgesprochen: Wir, die Parents 4 future, wollen ein Kochbuch mit klimafreundlichen Rezepten herausbringen – unter Mitwirkung zahlreicher toller Köche und Köchinnen. Und wir finden, dass du auch eine tolle vegane Köchin bist und wollen dich herzlich einladen, Teil dieses Kochbuchprojekts zu werden.” Misstrauisch wie ich bin, googelte ich erst einmal nach Parents for Future und der Absenderin. Und siehe da: Parents for Future ist quasi die Eltern-Organisation von Fridays for Future. Die Neugier war geweckt!

Schlemmen for Future
Nachdem “Schlemmen for Future” erschienen ist, berichtet auch die hiesige Presse davon.

Im weiteren Verlauf der E-Mail, die den Beginn eines mehr als einjährigen Austauschs markierte, erzählte mir Mechthild mehr von der Idee von “Schlemmen for Future”, das neben Rezepten für die klimafreundliche Pflanzenküche auch einen wissenschaftlichen Teil mit Lebensmitteln und ihren Auswirkungen auf das Klima beinhalten sollte. “Das Kochbuch soll niedrigschwellig sein und zum Nachkochen animieren”, schrieb sie. Das Schöne an dem Buch: Es sollte ein rein ehrenamtliches Projekt werden. Alle Beteiligten würden unentgeltlich daran mitwirken. Das Konzept klang durchdacht – und was hatte ich schon zu verlieren? Ich bekundete in der Antwortmail mein Interesse an einer Mitarbeit, stellte noch ein paar Fragen und vier Wochen später hatte ich drei Rezepte zusammen, die Teil von “Schlemmen for Future” werden sollten.

Das Herzstück von „Schlemmen for Future“ stellen rund 60 Rezepte von über 20 Köchinnen und Köchen dar.

Verkaufserlöse für die gute Sache

Viel wusste ich also zunächst nicht über “Schlemmen for Future”. Was für ein tolles Projekt es werden würde, welche wunderbaren Menschen daran mitwirken würden, das erfuhr ich erst im Laufe der nächsten Wochen und Monate, als sich auch herauskristallisierte, dass der Erlös des Buches komplett in Klima-, Umwelt- und Tierschutzprojekte fließen würde – und sogar ein von mir vorgeschlagenes Projekt – “Live and let live” – mit einer Spende bedacht werden würde. Daran siehst du, wie offen das ganze Team für Ideen und Input von allen Mitwirkenden war und wie sich jeder neben seinen Rezeptbeiträgen einbringen konnte.

Schlemmen for Future
Danke an das Team von Cooking for Future, dass ich Teil dieses Projekts sein durfte.

Doch wie heißt es auch so schön: Viele Köche verderben den Brei. In diesem Projekt ist das nicht wortwörtlich zu nehmen. Viel mehr erschwerte das große Team hinter den Kulissen ein wenig die Abläufe, den Papierkram und den bürokratischen Urheberrechtsakt – und auch das Erscheinen des Buches, das zunächst für Ostern 2021 angedacht war. Aber wen wundert es, wenn man einen Blick auf die Autorenliste wirft? Wir haben hier namhafte Leute der Vegan-Szene mit dabei, die alle gut beschäftigt und gefragt sind.

Als uns im Team erstmals anvertraut wurde, wer da alles mit dabei ist, war ich ein bisschen beschämt. Ernährungswissenschaftler Niko Rittenau würde mitwirken, Bestseller-Autor Sebastian Copien, Fernsehköchin Stina Spiegelberg und die wunderbare Sophia Hoffmann. Und dann soll da mein Name in der Liste stehen? Ich war gerührt und geehrt zugleich.

“Wir alle sind ein bedeutender Faktor, wenn es darum geht, dem Klima etwas Gutes zu tun. Und wir können damit jetzt sofort anfangen.” (aus dem Vorwort des Buches)

Von der ersten bis zur letzten Seite stimmig

Was macht dieses klimafreundliche Kochbuch nun aber so besonders, außer dass es für die gute Sache ist und ich daran mitgewirkt habe? Als es nach mehrmaligem Verschieben des Erscheinungstermins Anfang September 2021 schließlich in meinen Händen liegt, kann ich es kaum fassen. Dieses Buch ist stimmig von der ersten bis zur letzten Seite. Optik, Haptik, Grafik und Inhalte bilden eine Einheit, die das transportiert, was mit dem Buch erreicht werden soll: andere Menschen zu inspirieren, zu motivieren. Ihnen die pflanzliche Küche schmackhaft zu machen und dadurch einen guten Beitrag für das Klima zu leisten.

Schlemmen for Future
All das erwartet den Leser in “Schlemmen for Future”.

Das Inhaltsverzeichnis gibt einen Überblick dessen, was den Leser auf den nächsten Seiten erwarten würde. Neben Rezepten, die neben der Eingruppierung “deftig & klassisch”, “gemüsig & gemischt”, “klein & leicht” und “fruchtig & süß” noch mit einem kleinen Saisonkalender versehen sind, reihen sich noch “Tipps für den Anfang”, “10 Tipps für klimafreundliches Essen” sowie den wissenschaftlichen Teil von Geophysiker und Lebensmittelwissenschaftler Dr. Kurt Schmidinger vom Wissenschaftsbeirat der Albert-Schweitzer-Stiftung.

“Wenn wir wirklich verstehen, dass unser gegenwärtiges Handeln dazu führt, dass es uns, unseren Kindern und nachfolgenden Generationen in Zukunft schlecht gehen wird, werden wir unseren Weg ändern.” (Dr. Gregor Hagedorn, Initiator “Scientists for Future”)

Wunderschön illustriert werden Schmidingers Aussagen, wie vielschichtig unser Essverhalten den Klimawandel beeinträchtigt. So erfährt der Leser, wie viele pflanzliche Kalorien für eine Kalorie Fleisch nötig sind, welchen Anteil die Herstellung tierischer Erzeugnisse an den Treibhausemissionen hat und dass 75 Prozent aller neuer Krankheitserreger aus zoonotischen Quellen stammen – Corona lässt grüßen. Wusstest du etwa, dass pro Person in der EU jedes Jahr unbewusst 350 Kilogramm Lebensmittel durch den Fleischkonsum weggeworfen werden oder wie groß der ökologische Fußbabdruck einer Tiefkühl-Pommes im Vergleich zu einer selbstgemachten Pommes aus frischen Kartoffeln ist? Auf all das geht der Lebensmittelwissenschaftler verständlich und anschaulich in dem Buch ein.

Praktische Hilfestellung für den Umstieg

Doch wie kommt man aus dem Gewohnheitstrott raus? Wie gelingt es einem mit dem neuen Wissen im Gepäck seine Ernährung klimafreundlicher zu gestalten? Ist die Umstellung auf pflanzliche Kost der einzige Weg? Nein! Jeder von uns kann mehr tun. So kann man etwa via Foodsharing  Lebensmittel retten, Obst und Gemüse selbst anbauen, Lebensmittel haltbar machen, saisonal und regional einkaufen, zu Bio-Produkten greifen, das Angebot von Unverpackt-Läden nutzen und vieles mehr. Auch dazu gibt “Schlemmen for Future” Hilfestellung.

“Was du im Kleinen veränderst, hat Auswirkungen auf den gesamten Planeten.”

Schlemmen for Future
So sieht im Buch mein Rezept für die Kichererbsenpuffer aus. Hübsch, oder?

Das Herzstück des Kochbuchs sind natürlich die Rezepte, die den Leser auf seinem Weg zur klimafreundlichen Küche begleiten. Bei der Wahl meiner drei Rezepte war es mir wichtig, dass keine exotischen Zutaten oder Ersatzprodukte darin zum Einsatz kommen, dass die Zutatenlisten überschaubar sind und sich die Gerichte einfach und schnell zubereiten lassen. Die Hemmschwelle für die Leser, die sich erstmals mit der pflanzlichen Küche beschäftigen, sollte so gering wie möglich sein. Daher fiel meine Wahl auf Kürbispuffer mit Kichererbsen, Zucchini-Schiffchen mit Zitronen-Minz-Polenta und Schwedische Zimtschnecken zum Abschluss. Meine Mitautoren tischen ebenfalls leckere Rezepte auf, von denen ich das ein oder andere inzwischen auch schon nachgekocht habe – mit Erfolg.

Fazit

Wie die Jungfrau zum Kind bin ich Teil von “Schlemmen for Future” geworden – einem Projekt, das zu einer echten Herzenssache für mich geworden ist. Ich sage danke an die liebe Mechthild und ihr Team, deren Namen mir im Sommer 2020 noch nichts gesagt haben, die mir inzwischen aber so vertraut sind, dass ich sie nie mehr vergessen werde. Das Cooking-for-Future-Team hat mit einer Professionalität nebenher im Ehrenamt dieses Buch aus dem Boden gestampft, die ihresgleichen sucht. Ich komme aus der Verlagsbranche, bin mit der Herstellung von Printprodukten bestens vertraut. Deshalb: Chapeau für diesen Einsatz, von dem sich so mancher in dieser Branche eine Scheibe abschneiden kann. Hier waren Profis am Werk, getrieben von einer Vision, ohne eigennütziges Interesse, die vor allem eins verdient haben: dass dieses Buch so viele Menschen wie möglich erreicht – und wir damit für das, was wir seit Jahrzehnten dem Klima antun, ein wenig Buße tun.

Schlemmen for Future
  • Mechthild Bachmann (Hrsg.),
    Schlemmen for Future
  • 1. Auflage 2021
  • Verlag: Ventil-Verlag
  • Flexcover: 168 Seiten
  • ISBN: 978-3-95575-150-0
  • Preis: 15,- Euro (D)

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