“Looking for the summer” – Jahresrückblick 2023
Loslassen, auch wenn es höllisch wehtut
Am liebsten würde ich ihn tilgen, diesen Jahresrückblick 2023. Mit ihm dazu am besten gleich das ganze Jahr 2023. Ich weiß nicht, wie es dir ging, aber für mich war dieses Jahr eines der schlimmsten meines bisher fast 38-jährigen Daseins. Es sind so viele unschöne Dinge passiert. Erlebnisse und Erfahrungen, auf die ich hätte verzichten können und die all das Positive, was 2023 bereithielt, in den Schatten gedrängt haben. Das Jahr 2023 trägt für mich die Titelmelodie “Looking for the summer” von Chris Rea. Ein Lied, das mich mit dem besten Wesen verbindet, das mir in meinem ganzen Leben begegnet ist und von dem ich mich 2023 leider verabschieden musste. Generell war das zurückliegende Jahr mit ganz viel Loslassen und Veränderung verbunden – nicht immer ganz freiwillig. Aber man wächst an solchen Herausforderungen!
Lass uns zusammen einen Blick zurückwerfen auf ein Jahr, in dem die Unzufriedenheit der Menschen dauerhafter Begleiter zu sein schien. Auf ein Jahr, in dem unglaublich viel gejammert wurde… über gefühlt alles. Auf ein Jahr, das trotz all dem Negativen, das immer im Raum hing, mich eins gelehrt hat: ohne Tiefs, keine Hochs.
Gesundheit
2023 ging gesundheitlich schon mittelprächtig los. Bereits im Dezember 2022 hat er sich bemerkbar gemacht und sich dann bis ins Frühjahr hinein erheblich gesteigert: Haarausfall. Ich möchte nicht noch einmal wiederholen, was ich in einem langen Social-Media-Post bereits ausführlich geschildert habe. Deshalb nur kurz: Was Haarausfall mental besonders mit Frauen macht, mit Langhaarmädchen, die sich mit ihren Haaren identifizieren, kann sich kaum jemand vorstellen, der es nicht selbst schon einmal erlebt hat. Büschelweise Haare… jeden Tag. Im Waschbecken, im Bett, auf den Klamotten, auf dem Boden. Und dann die Suche nach der Ursache – die sich nach zahlreichen Arztbesuchen als Long Covid entpuppte. Ich will dem Thema nicht zu viel Platz einräumen. Lediglich alle, die selbst betroffen sind, ermuntern: Rede drüber und du wirst merken, dass ganz viele weitere Frauen dein Schicksal teilen. Haarausfall sollte nicht länger ein Tabuthema sein!
In der Hinsicht endet das Jahr 2023, wie es angefangen hat: Im Oktober hatte ich erneut Corona… und im Zuge dessen fallen mir gerade wieder die Haare aus. Das Tröstliche ist, dass ich inzwischen weiß, dass sie wieder nachwachsen werden. Und ein bisschen hoffe ich, dass es diesmal nicht annähernd so viele Haare sein werden wie im Frühjahr. Letztendlich kann man es nicht ändern, sondern muss sich damit arrangieren. Du siehst: Von der großen Verzweiflung, die vor 12 Monaten mit dem Haarausfall einhergingen, ist nicht mehr viel übrig. Manchmal muss man loslassen. Auch wenn es nicht leicht ist.
Abschied und Trauer
Viel schlimmer war 2023 das Loslassen meiner Seelenkatze Luna (16,5 Jahre), die mich 16 Jahre meines Lebens begleitet hatte. Es fällt mir bis heute immens schwer, darüber zu sprechen. Und auch jetzt kullern Tränen über mein Gesicht. Nach kurzer schwerer Krankheit habe ich sie einschläfern lassen. Das war die wohl bisher schwierigste Entscheidung meines Lebens. Die letzten zwei Wochen zuvor waren hier zu Hause wie ein Hospiz, das auf die Wochen voller Hoffen, Bangen und Aussichtslosigkeit folgte. Es tat furchbar weh, zu sehen, wie dieses energiegeladene zähe Tierchen von Tag zu Tag mehr abbaute. Innerhalb von knapp 6 Wochen ist Luna von einer topfitten Katze zu einem Pflegefall verkommen. Bis zuletzt habe ich auf ein Wunder gehofft, habe nahezu 24 Stunden am Tag direkt an ihrer Seite verbracht, sie gepflegt, gefüttert, Infusionen verabreicht, den Tierarzt aufgesucht. Das war nervenzehrend. Und doch hatte ich dieser kleinen starken Katze das Versprechen gegeben, sie bis zum Tod zu begleiten. Am 15. März ist sie schließlich in meinen Armen friedlich eingeschlafen – auf dem Weg in die Tierarztpraxis lief “Looking for the summer”.
Auch wenn meine Seelenkatze nicht mehr in physischer Form bei mir ist, weiß ich, dass sie dennoch hier ist. Jeden Abend, wenn ich in den Himmel schau, fühle ich mich ihr nah. Und sie scheint mir jemanden geschickt zu haben. Dazu gleich mehr. Zuvor möchte ich dir noch kurz erklären, warum Luna so besonders war, warum sie meine Seelenkatze war. Natürlich ist jedes Tier einzigartig und jeder Tierhalter sieht in seinem Tier etwas ganz Besonderes. Doch bei Luna kommt noch etwas anderes hinzu: Als ich Luna (zusammen mit Silvester) aus dem Tierschutz geholt habe, war sie etwa ein halbes Jahr alt. 6 Monate, in dem diese kleine Powerkatze auf der Straße gelebt und keinen Menschenkontakt gehabt hat. Sie war eine wilde Streunerkatze, die sich eigenständig durch ihre ersten Lebensmonate geschlagen hat. Das hatte zwei wesentliche Spuren hinterlassen: 1. Luna mochte keine Menschen und 2. Luna war unglaublich gewieft und intelligent.
Als ich damals in der Katzenauffangstation war, um mich nach dem Tod unseres Hundes umzuschauen, hat dieses kleine menschenscheue Kätzchen in mir etwas gesehen, was mir erst im Laufe der gemeinsamen Jahre bewusst wurde: Wir waren uns vom Charakter her unglaublich ähnlich. Vielleicht ist das der Grund, weshalb sie in dem Katzenzimmer schnurstracks auf mich zugelaufen kam – “Das hat sie noch nie gemacht” – und sich so mich ausgesucht hat. Wir sind mit zwei Katzen nach Hause gegangen. Die Verbindung zu Silvester ist zwar ebenfalls sehr eng, doch eine völlig andere. Denn was Silvester und auch andere Tiere einem Menschen von Anfang an schenken, Dinge wie Nähe, Aufmerksamkeit, Körperkontakt, Vertrauen, etc., musste ich mir bei Luna über Monate und Jahre erarbeiten. In ihrem ganzen Leben hat es maximal eine handvoll Menschen gegeben, denen sie nicht aus dem Weg gegangen ist und von denen sie sich gerne hat streicheln lassen. Auf den Arm nehmen ließ sie sich bis zum Schluss ausschließlich von mir. Sie war nie kratzbürstig, hinterlistig oder fies. Aber sie hat ihre Grenzen klar kommuniziert und wurde mir gegenüber handzahm. Bis heute vergeht kein Tag, an dem ich nicht an meine Seelenkatze denke, wohl auch in dem Wissen, dass ich nie wieder einem solch wundersamen Wesen begegnen werde.
Tiere
Und dann kam… Lotte, die eigentlich gar nicht Lotte heißt. Bis heute glaube ich, dass Luna ihr mit auf dem Weg gegeben hat, nach Silvester und mir zu schauen und auf uns aufzupassen. Denn eigentlich wollte ich keine neue Katze. Silvester ist mit Luna aufgewachsen und sollte sich jetzt mit seinen inzwischen fast 18 Jahren nicht mehr an jemanden Neues gewöhnen müssen oder durch jemanden Neuen permanent unter Stress stehen. So die Theorie. Bis dann unmittelbar nach Lunas Tod Lotte vor der Eingangstür saß. Sie wohnt eigentlich zwei, drei Häuser weiter, in einem tier- und menschenreichen Haushalt mit kleinen Kindern. Ich kannte sie bereits aus dem Garten und von der Straße. Sie hat sich dort zwar immermal wieder streicheln lassen und war zum Spielen bereit, um den Hof und die Eingangstür hat sie bis dato allerdings immer einen Bogen gemacht. Joa, dann saß sie da und ging einfach nicht mehr weg.
Es vergingen ein paar Tage, dann habe ich ihr Eintritt gewährt und geschaut, wie Silvester mit ihr umgeht. Sie schien ihn von seiner Trauer abzulenken, mich von meiner ebenfalls. Und so kam sie immer wieder, drang im Laufe der Tage immer weiter in die Wohnung vor und wollte irgendwann nicht mehr gehen. Nach ungefähr einer Woche habe ich angefangen sie zu füttern und habe den Nachbarn benachrichtigt. Lotte, wie ich sie nach etwa drei Wochen ihres Aufenthalts hier genannt habe, ist zwar nicht meine Katze, aber irgendwie auch doch. Sie lebt inzwischen hier und geht kaum noch in ihr richtiges Zuhause… wenn überhaupt. In Silvester scheint sie einen richtigen Freund gefunden zu haben, den sie sehr gern hat. Ich genieße es, dass das mit den beiden trotz der unterschiedlichen Bedürfnisse aufgrund des Altersunterschieds so gut funktioniert. Lotte ist die Glückskatze, die uns in den schlimmsten Momenten in diesem Jahr immer wieder Hoffnung gemacht und zum Lachen gebracht hat.
Achtsamkeit und Sport
Achtsamkeit und Sport – beides musste in diesem Jahr hintenanstehen. “Wenn Zeit bleibt…”, lautete hier die Devise. Und die blieb mal mehr, mal weniger. Laufengehen bekam und bekomme ich zwar noch halbwegs regelmäßig auf die Kette, auf die Matte hat es mich seltener gezogen, weil immer was war, was gerade mehr Aufmerksamkeit von mir gefordert hat. Das waren zum einen kranke Tiere – Silvester war im Oktober sehr krank. Das zog sich über Wochen und ich hatte Angst, auch ihn noch zu verlieren. Dann war er wieder fit und im Dezember hing das Leben des Hundes meiner Mutter vom ein auf den anderen Tag am seidenen Faden. Zuletzt kränkelte die Katze einer Freundin… Zum anderen waren es auch nahestehende Menschen, die mich gebraucht haben. Ob Jobsorgen, Liebeskummer, Familienprobleme: So viele haben dieses Jahr ein offenes Ohr gebraucht, Unterstützung gesucht, Tipps eingeholt, meine Meinung zu irgendwas wissen wollen. Und ja, ich hatte mir in meinen Jahresrückblick 2022 vorgenommen, für diese Menschen da zu sein. Es ist ein großes Kompliment, dass sich Menschen mir gerne anvertrauen. Dass es mir gelingt, sie zu motivieren und aufzubauen, obwohl im eigenen Leben gerade einiges nicht ideal läuft. Auf der anderen Seite ist es auch anstrengend. Neben den eigenen Sorgen und Problemen lasten damit noch die deiner Mitmenschen auf deinen Schultern und zugleich das schlechte Gewissen, weil du nicht allem und jedem gerecht werden kannst.
Was macht das mit einem? Man denkt pausenlos nach, sucht Lösungen und Auswege. Der Kopf rattert, gönnt einem wenig Ruhe und man fühlt sich auf Dauer ziemlich ausgelaugt. Ich bin für jeden gerne da – und trotzdem wünsche ich mir, dass 2024 nicht alles auf einmal auf einen einprasselt, sondern besser dosiert und vielleicht sogar ein bisschen optimistischer ist als 2023. Du hörst es schon heraus: Achtsamkeit ist ein Punkt, für den – abgesehen von den letzten zwei Wochen – wenig Raum blieb. Anfang November waren meine Batterien mehr als leer. Die letzten Wochen bin ich auf Notreserve gefahren. Seit Mitte Dezember lade ich die Akkus wieder auf.
Job und Arbeit
Denn hinzu kam, dass ich zum August 2023 nach sieben Jahren meinen Job gewechselt habe. Die wohl beste Entscheidung 2023. Der Frust hatte über die letzten zwei Jahre enorm zu-, die Entwicklungsmöglichkeiten abgenommen. Ein Führungswechsel hat meinen inneren Schweinehund schließlich zum Handeln gebracht: Love it, change it or leave it. Ich war in der letzten Phase angekommen und wollte raus aus dem Arbeitsumfeld, in dem persönliche Befindlichkeiten ein professionelles Arbeiten immer schwieriger machten. Jetzt fühle ich mich deutlich besser aufgehoben. Wobei die ersten Monate natürlich sehr anstrengend waren. Neue Strukturen, neue Aufgaben, neues Team: Die ersten Wochen war ich abends erschlagen von all den neuen Eindrücken. Das Gehirn musste sich mal wieder richtig anstrengen und reindenken und nicht nur routinierte Aufgaben abspielen. Das war und ist noch immer herrlich!
Nebenher bin ich weiterhin mit meiner Ernährungsberatung Veganesse tätig und verfasse Beiträge für Magazine. Neu erfüllt hat sich ein Wunsch von mir, meine Expertise in Kochkursen mit anderen zu teilen. Durch eine wunderbare Begegnung mit der neuen Inhaberin der Schwetzinger Kochschule hat sich dieser Wunsch nun erfüllt: Zwei vegane Kochkurse durfte ich Ende des Jahres bereits geben, bei denen ich unglaublich tolle Menschen kennengelernt habe.
Zugegeben: Ich hatte großen Respekt vor der Aufgabe. Zum einen bin ich keine ausgebildete Köchin, zum anderen habe ich wenig Erfahrung als Kursleiterin und zu guter Letzt hatte ich null Ahnung, wie man in einer Industrieküche kocht. Ein bisschen Aufregung gehört deshalb zu jedem Kochkurs mit dazu. Diese ist die Würze in der Suppe. Und mich macht es ein bisschen stolz, dass ich mich auf dieses Abenteuer eingelassen habe, ohne dabei zu versagen. 2024 geht es mit den Kochkursen weiter – freue mich schon jetzt auf die Menschen, mit denen ich einen tollen kulinarischen Abend teilen darf.
Ernährungsberatung
Mit meiner Ernährungsberatung gab es 2023 mehrere öffentlichkeitswirksame Auftritte. Manchmal verschwimmen dabei auch die Rollen zu mir als Bloggerin, bzw. letztendlich sind Schürzenträgerin und Veganesse nicht wirklich klar zu trennen. Das eine hat zum anderen geführt. Das eine profitiert vom anderen und umgekehrt. Deshalb fasse ich die Auftritte hier zusammen: Im Januar 2023 – dem Veganuary – wurde endlich im Südwestrundfunk der Fernsehbeitrag ausgestrahlt, der im Oktober und November 2022 gedreht wurde: “Zur Sache: Zwei Seiten: Fleisch oder Vegan”. Es war das erste Mal, dass ich mich zu einem Diskussionsformat dem Fernsehen gestellt hatte und nach Wochen der Warterei war ich dann gespannt, welche Sequenzen aus den stundenlangen Drehs für die Ausstrahlung zusammengeschnitten wurden. Unterm Strich war es okay. Was ich jedoch aus sämtlichen Fernsehproduktionen gelernt habe: Alle Statements mit argumentativem Tiefgang werden gerne rausgeschnitten – vermutlich, um zu polarisieren oder das Publikum nicht zu überfordern. Die teils echt fiesen Kommentare unter dem YouTube-Video sind ein Indiz dafür. Menschen können echt hässlich sein. Einmal habe ich mir die Kommentare durchgelesen und danach beschlossen, mich nicht weiter damit zu konfrontieren. Hatte ja eh schon Haarausfall, den musste ich durch Stress nicht noch zusätzlich befeuern.
Deutlich angenehmer war meine Teilnahme mit einem Stand beim Festival “Vegan für alle” in Heidelberg am heißesten Tag des Jahres. Die Vorbereitungen waren intensiv. Schon Monate zuvor habe ich zig Bio- und Veganunternehmen als Sponsor für mein Gewinnspiel angeschrieben und schließlich eine gute handvoll gewonnen. Danke! Ein Ernährungsquiz und ein Linsenschätzspiel waren an diesem Tag der Türöffner, um mit Ernährungsinteressierten ins Gespräch zu kommen. Was für tolle Begegnungen! Ein Ort voller Gleichgesinnter. Großer Andrang herrschte an meinem Stand und ich konnte mein Glück kaum fassen. Ist man hier in der Provinz mit seiner Ernährungseinstellung der Außenseiter und Freak, so war das dort ein Ort der Verbundenheit. Beim Sommerfest des Tierschutzvereins Schwetzingen war meine Ernährungsberatung etwas fehl am Platz. Tierschutz beginnt für die meisten eben leider doch erst bei den Haustieren und nicht bei Wild- und Nutztieren. Schade!
Ein weiterer Höhepunkt erwartete mich Ende Oktober. Wenige Zeit zuvor wurde ich von der Steuerungsgruppe Fairtrade Hockenheim angefragt, ob ich im Rahmen der Fairen Woche für einen Vortrag im Anschluss an den Dokumentationsfilm “Anders essen” zur Verfügung stünde. Einen kurzen Moment haderte ich. Ich mag es nicht, vor großen Menschengruppen zu sprechen und im Scheinwerferlicht zu stehen. Schon mein ganzes Leben lang stand ich lieber hinter als vor der Kamera. Doch dann meldete sich kurz danach mein Verstand zurück: “Du kannst in der Welt nur etwas verändern, wenn du deine Sichtweise teilst und dich für die einsetzt, die keine Stimme haben.” Und so stand ich im Kino und erörterte den Besuchern, dass ich eigentlich nie vegan werden wollte, wie es dennoch dazu gekommen ist und warum mir bis heute nichts fehlt. Es war eine wunderbare Erfahrung mit einer angenehmen konstruktiv-kritischen Fragerunde im Anschluss, die für eine weitere Lektion gut war: Wenn du mit solchen Aktionen auch nur einen Menschen bewegen und die Denkweise auch nur eines Menschens beeinflussen kannst, hast du schon einen guten Beitrag für die Welt geleistet.
Food-Blog
Für Schürzenträgerin war 2023 das verflixte siebte Jahr. Den Blog und mich hat dieses Jahr eine Hassliebe verbunden. Und ja, ich war mehr als einmal davor, mich von ihm zu trennen. Nach außen hin ist kaum sichtbar, welche Arbeit, Zeit und Kosten mit diesem Food-Blog verbunden sind. Ich liebe, was ich mache, keine Frage. Fehlendes und mangelndes Feedback können einen aber auch in Frage stellen lassen, ob das sinnvoll ist, was man da tut. Klar, man hat seine Seitenstatistiken. Für mich sind das aber Zahlen und Nummern – mir fällt es schwer, das mit echten Menschen in Verbindung zu bringen. Besonders dann, wenn man ohnehin gerade ein bisschen wankelmütig ist, was die Zukunft dieses Blogs angeht. Warum? Weil dieses Blogger-Jahr eine technische Katastrophe war. Monatelang ewig lange Seitenladezeiten. Dann mal wieder kein Zugriff aufs Backend. An anderen Tagen eingeschränkte Funktionen im Frontend, weil sich irgendein Plugin geupdatet hat. Meine Geduld mit dem Blog war mehr als erschöpft. Kaum lief die Seite wieder rund, trat etwas anderes auf. Häufig musste der Softwareentwickler ran, wodurch zusätzliche Kosten entstanden sind. Da ist es doch legitim, dass man so manches Mal die Sinnhaftigkeit dieses Hobbies in Frage stellt, oder? Aber wie du siehst: Die Seite ist noch online. Wir scheinen das verflixte siebte Jahr gemeinsam gemeistert zu haben. 2024 sind noch ein paar Anpassungen anvisiert, die die Seite für einige Stunden planmäßig lahmlegen werden. Damit hoffe ich dann, für die nächsten Monate gewappnet zu sein. Sonst überlege ich mir das mit der Beziehung vielleicht doch noch mal 😉
2023 war mein erstes Instagram-Jahr als Schürzenträgerin. Es ging los mit einem unglaublich Post-reichen Veganuary und einem festen Redaktionsplan für Social Media, von dem ich erst in den letzten vier Wochen ein wenig abgekommen bin zugunsten von mehr Achtsamkeit. Instagram und ich sind nach wie vor keine Freunde. Das soziale Medium ist praktisch, weil man damit zugleich Facebook bedienen kann. Wohl fühle ich mich in der Insta-Welt jedoch nicht wirklich und ich glaube, das ist auch der Grund, warum ich bis heute nur eine geringe Follower-Anzahl aufbauen konnte. Siehe oben: Ich stehe nun mal lieber hinter als vor der Kamera. Die Oberflächlichkeit von Instagram, die Kurzlebigkeit, die Hauptzielgruppe des Mediums, die mit ihren Ansichten und Vorstellungen gefühlte 100 Jahre jünger zu sein scheint, all das sagt mir wenig zu. Natürlich gibt es Ausnahmen. Vielleicht bist du ja auch auf Instagram aktiv. Dann weißt du bestimmt, was ich meine. Ich bin kein Freund von einer happy-clappy Scheinwelt. Von einer Welt, über die du einen Filter legst, der alles rosarot aussehen lässt. Die Welt ist nun mal nicht immer rosarot. Sie ist oftmals ungeschminkt, hart und grausam. Sie passt nicht in 90-Sekunden-Reels und Posts, die im Bestfall nicht länger als 160 Zeichen sein sollen, um noch gelesen zu werden. Zumal es im Alltag auch nicht immer guten Content gibt. Ich arbeite gern und viel… und in diesen vielen Stunden passiert wenig, was für die Allgemeinheit spannend, relevant oder unterhaltsam wäre. Und auch in Bezug auf Instagram denke ich inzwischen: Wenn ich nur eine handvoll Leute mit meinen Inhalten inspirieren, motivieren oder zum Nachdenken bewegen kann, ist damit etwas gewonnen. Mainstream war noch nie meins – und die Sozialen Netzwerke bieten zum Glück auch ein bisschen Raum für Nischen.
Gardening
Meine Nische ist unter anderem das Gärtnern. Ich will nicht jammern: 2023 war aber tatsächlich kein Gartenjahr: Das Frühjahr war viel zu nass. Für Schnecken ein Segen. Die konnten sich bereits im Frühjahr so zahlreich vermehren, dass offenbar viele hungrige Schneckenmäuler zu stopfen waren. Dementsprechend sah auch die Ernte aus: an- und abgeknabbert. Das Gemüse in den Kübeln blieb zum Glück vor der großen Schneckeninvasion verschont. Die Beete mussten jedoch fast ganzjährig daran glauben. Kaum ließ sich eine Kürbis- oder Zucchinipflanze an der Erdoberfläche blicken, war sie binnen einer Nacht abgefressen. Das hat die Lust am Gärtnern etwas geschmälert – selbst als Tierfreund. In den heißen Sommermonaten blieb immerhin ein bisschen etwas für den Eigenverzehr über. Wenn du also Tipps, am besten tierfreundliche, gegen Schneckenbefall hast, freue ich mich über deinen Kommentar.
Worüber ich mich in diesem Jahr besonders freute, waren zwei Ernten, mit denen ich niemals gerechnet hätte: Mein Olivenbäumchen trug erstmals eine gute handvoll Früchte. Offenbar hat es nun das gewisse Alter erreicht, so dass in Zukunft noch mehr zu erwarten ist. Und: Zum Abschied in der alten Firma, bei der ich bis Sommer beschäftigt war, habe ich ein Zitronenbäumchen bekommen. Dieses hat nicht nur erste Früchte getragen, sondern jetzt im Dezember auch abgeworfen. Eine Zitrone aus eigener Ernte… ich kann es immer noch nicht fassen. Für nächstes Jahr werde ich mir für das Gärtnern noch etwas einfallen lassen müssen. Vielleicht ziehe ich die Beete höher und baue eine Umrandung, damit es die Schnecken nicht so leicht haben. Vielleicht fällt mir aber auch noch etwas anderes ein. Lassen wir uns überraschen.
Vorhaben 2024
Ins neue Jahr starte ich ohne Vorsätze. Du weißt vielleicht inzwischen: Ich bin ein Mensch, der die Dinge dann anpackt, wenn sie akut sind, und nicht, weil sich das Kalenderblatt oder die Jahreszahl ändert. Wünsche habe ich für 2024 allerdings schon: Ich wünsche mir, dass es besser als das letzte Jahr wird. Mit weniger Kummer, weniger Turbulenzen, weniger gefrusteten Menschen in meinem Umfeld. Ja, alles gehört zum Leben dazu. Aber wie viel sinnvoller könnte man seine Energie investieren, wenn alles ein bisschen mehr im Einklang und in Zufriedenheit wäre? 2023 habe ich als das Jahr wahrgenommen, bei dem nicht nur mein Leben, sondern auch die Welt da draußen ziemlich aus den Fugen geraten ist. Meine eigene kleine Welt kann ich mit etwas Ruhe und Geduld wieder geraderücken. Bei der großen Welt da draußen fällt es deutlich schwerer.
Deshalb wünsche ich dir, dass auch du deine Balance findest, Gutes weiterträgst und andere inspirierst und motivierst. Wenn jeder einen kleinen Beitrag leistet, die Welt etwas rosiger zu machen, etwas friedvoller, etwas gemeinschaftlicher, dann kann sich das zu etwas Großem summieren. Von ganzem Herzen wünsche ich uns allen deshalb für 2024 viele kleine gute Taten und so viel mentale sowie physische Gesundheit wie nur irgendwie möglich. Lass uns positiv das neue Jahr begrüßen und schauen, welche Titelmelodie es diesmal tragen wird. Einen Musikwunsch habe ich nicht. Denn wenn 2023 mir eines beigebracht hat, dann: Du musst das Leben nehmen, wie es kommt. Du darfst dich nur nicht unterkriegen lassen. In diesem Sinne: 2024 – ich bin bereit… und freue mich auf den Sommer.