Buchrezension “Juhu, Jackfruit!”
Zwei Julias zaubern aus der Jackfrucht 37 Lieblingsgerichte
Du siehst sie. Du berührst sie. Du schmeckst sie. Und dann bekommst du sie nicht mehr aus deinem Kopf. So geht es mir seit meiner ersten Begegnung mit der Jackfruit. Damit bin ich nicht allein. Auch Julia Huthmann ist 2015 in Sri Lanka auf die gigantische Superfrucht gestoßen. Heute betreibt sie mit Jacky F. ein Start-up, das auf ökologischen Anbau der Früchte in Mischkulturen sowie fairen internationalen Handel setzt. Doch eine Julia kommt selten allein. Mit Bloggerin Julia Hupel (Der Veg ist das Ziel) an ihrer Seite hat sie ein Kochbuch kreiert, das in jeder modernen pflanzlichen Küche ein Plätzchen finden sollte: “Juhu, Jackfruit!” (Hans-Nietsch-Verlag) hält 37 schnelle und leckere Rezepte für Genießer bereit, die alltagstauglich, hip und alles andere als befremdlich sind.
“Unsere 37 Rezepte zeigen, dass und wie ihr auch eure Lieblingsspeisen schnell und einfach jackfruitisieren könnt.”
Schnitzel, Falafel, Lasagne, Burger, Bolognese und Co. kommen im Kochbuch auf den Tisch – allesamt auf Basis von Jackfruit. Dass die beiden Autorinnen auf einfache, bekannte Gerichte zurückgreifen, nimmt dem Lesern die Hemmungen vor der hierzulande exotischen Zutat Jackfruit. Die kann schließlich ruhig häufiger auf den Teller kommen: Sie ist kalorienarm, ballaststoffreich und so vielfältig wie eine ganze Fleischtheke. Mit den richtigen Gewürzen gelingt es den beiden Julias nahezu jedes Fleisch mit Hilfe der Jackfruit zu imitieren. Ihre Würzmischungen für mediterrane, asiatische, orientalische, griechische und klassische Jackfruit werden dem Leser nicht vorenthalten: Sie finden sich im Kochbuch genauso wieder wie die Rezepte für ein paar Basic-Soßen und Dips, die in den einzelnen Rezepten immer wieder zum Einsatz kommen.
Kaum Eigengeschmack, vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Genau diese Einfachheit und Überschaubarkeit sowohl in der Rezeptauswahl als auch in der Auswahl der Zutaten machen das Kochen mit “Juhu, Jackfruit!” so angenehm und unkompliziert. Wer darüber hinaus mit der riesigen Frucht aus Asien noch nicht vertraut ist, bekommt von Julia Huthmann auf wenigen Seiten gleich noch die wichtigsten Informationen zu diesem trendigen Fleischersatz mitgeliefert – inklusive Nährwertangaben. Wichtig beim Kauf ist es, die junge, unreife Jackfrucht, eingelegt in Salzlake, auszuwählen. Sie verfügt über kaum einen Eigengeschmack und lässt sich deshalb so vielfältig einsetzen.
“Ihre fasrige Konsistenz, die der von Hähnchen- oder Thunfischfleisch ähnelt, lässt junge Jackfruit – mit ein paar Gewürzen und anderen Zutaten – zum natürlichen, gesunden Fleischersatz oder zur spannenden Erweiterung auf dem veganen und vegetarischen Teller werden.”
Die Rezepte selbst tragen deutlich die Handschrift von Food-Bloggerin Julia Hupel. Sie erläutert im Buch, worauf es ihr beim Kochen ankommt, warum sie auf das Vorheizen des Backofens verzichtet und dass sie großen Wert auf glutenfreie, fleischfreie Gerichte mit biologischen Zutaten legt. Das wird auf den folgenden Seiten des Buches deutlich. Denn auf diesen begeben sich die beiden Julias mit ihren Lesern auf eine kulinarische Weltreise. Sie streifen fast alle Kontinente: So gliedert sich das Buch in “Klassiker”, “Barbecue, Fast Food & Texmex”, “Mediterranes” sowie “Asiatisches & Orientalisches”.
“Juhu, Jackfruit!” hält Überraschungen bereit
Angefangen von Gulasch über Schaschlikspieße und Jacky-Nuggets reicht die Rezeptesammlung bis hin zu “Fleischsalat” und “Lachs”-Filet. Besonders ansprechend finde ich, dass viele Rezepte mit Tipps und ergänzenden Informationen der Köchinnen versehen sind. Das verleiht dem Buch eine persönliche Note. Eine große Überraschung hält “Juhu, Jackfruit!” zudem bereit: Das Rezept für Roasted Jackfruit mit Spicy Cheeze-Dip auf Brot stammt von der wunderbaren Sophia Hoffmann. Dieses nachzukochen habe ich bisher noch nicht geschafft. Aber andere Rezepte haben bereits den Weg in meine Küche gefunden. Zumindest deren Basis. Schließlich betonen die Autorinnen, dass ihre Rezepte nur Inspirationen sind: Sie können und sollen vom Leser weiterentwickelt werden oder Grundlage für weitere Rezeptideen sein.
“Mit ein wenig Erfahrung und Experimentierfreude könnt ihr so ganz einfach mit der Jackfruit kochen und dabei neue Gerichte kreieren.”
Dieser Freestyle-Ansatz spricht mich an: Schließlich gehöre ich nicht zu den Leuten, die sich 1:1 an ein Kochrezept halten, sondern unglaublich gerne experimentieren. Wenn das von den Urhebern noch begrüßt wird, macht das Kochen umso mehr Spaß. So habe ich beispielsweise für den Jackfruit-Döner anderes Brot, teils anderes Gemüse und einen anderen Dip verwendet als im Buch. Funktioniert hat es genauso gut und schmackhaft war der Schnellimbiss ohnehin.
Ein Jackfruit-Kochbuch kommt selten allein
Das Kochbuch macht definitiv Appetit: Die Bilder sind ansprechend, die Zutatenlisten relativ kurz und die Gerichte simpel. Deshalb ergänzen sich die beiden Jackfruit-Kochbücher “Juhu, Jackfruit!” und “Jackfruit” von Thomas Glässing auch wunderbar. Es gibt für mich kein entweder… oder… Die Küche von Thomas Glässing ist eine andere. Während er auf Slow-Food, feinste auserwählte Aromen und einem Zusammenspiel zahlreicher Zutaten setzt, ist die Küche von Julia Hupel einfacher, weniger zeitintensiv und hipper gestrickt. Beides hat seine Berechtigung und passt je nach Anlass mal besser, mal weniger gut. Ein Jackfruit-Kochbuch kommt schließlich selten allein.
Die beiden Julias runden mit ihren Lieblingsrezepten das Angebot der Jackfruit-Küche ab und schaffen einen leichten Zugang zum Kochen mit der gigantischen Superfrucht. Worauf also noch warten? Auf geht’s an den Herd! Schnapp dir den Kochlöffel und dann nix wie ran an die Jackfruit – dem besten Fleischersatz, dem ich bisher in der veganen Küche begegnet bin.
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Comments (2)
Anne
gibt es das Buch als E-book – nicht Kindle!
Vanessa Schäfer
Liebe Anne,
soweit ich weiß, gibt es das Buch bislang nur gebunden oder als Kindle-Ausgabe. Im Zweifel kannst du aber mal den Verlag kontaktieren, ob es andere Möglichkeiten gibt oder andere Ausgabeformate geplant sind.
Viele Grüße
Vanessa