Kulinarische Reise durch Wien
So schmeckt die Hauptstadt Österreichs
Wenn du an deine Heimatstadt denkst, welchen Duft assoziierst du mit ihr? Meine Heimat hat für mich den Geruch von Wald und Wiesen. Denke ich an Mannheim, habe ich den Geruch der dort ansässigen Schokoladenfabrik in der Nase. Amsterdam riecht nach Pfannkuchen, Berlin nach Currywurst, Dublin nach Bier und Paris nach Pipi. So gut wie jeden Ort, den ich mal besucht habe, verbinde ich mit einem bestimmten Geruch. Jetzt stand der Besuch von Wien auf der Agenda. Wie die Hauptstadt Österreichs wohl riechen mag? Nach Schnitzel? Nach Wiener? Nach Kaiserschmarrn? Nach Apfelstrudel? Nach Marzipan? Viele Gerüche konnte ich mir vor unserer Reise vorstellen. Schließlich ist Wien für seine kulinarischen Genüsse bekannt. Die haben wir dort auch erlebt. Aber: Wien duftet nicht nach Sachertorte, Mozartkugeln oder Germknödeln. Stattdessen liegt im Zentrum der Geruch von Friteusenfett in der Luft 😉
So viel aber nur am Rande. Wien ist definitiv eine (oder zwei…) Reise(n) wert. Kulturell und kulinarisch kann die Stadt so richtig punkten. Du musst kein Sissi-Fan sein, kein Falco-Anhänger und kein Opernfreund. Allein schon, wenn du Ästhetik magst und guten Geschmack hast, wird dir die Stadt gefallen. Als Food-Blogger beschränke ich mich hier mal auf die leckeren Seiten Wiens. Oder sollen wir sagen auf die Schokoladenseite der Stadt?!
Auf dem Markt der Sinne
Denn Wien bedeutet Genuss. Diät? Nix da. Kaffeehäuser reihen sich an Restaurants. Heurigen und Eisdielen in Hülle und Fülle. Und nicht zu vergessen der Naschmarkt: Dort ist inzwischen der Name Programm. Ein Markt der Sinne. Händler preisen ihre Nüsse und Trockenfrüchte, ihre Antipasti und Gewürze gleichermaßen an wie frischen Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse. Unser Besuch dort war für mich wie ein Abstecher ins Paradies. “Hier probieren Sie mal”, rufen dir junge Männer zu, halten dir allerlei zum Naschen entgegen. Dumm ist, wer sich diese Offerten entgehen lässt. Dumm ist aber auch, wer gleich beim ersten Stand einkauft, ohne sich die anderen angesehen zu haben. Drei Mal darfst du raten, bei welchem Angebot ich letztendlich zugeschlagen habe! Na? Richtig! Bei den Nüssen. Gebratene Cashews und Haselnüsse sind ins Tascherl gewandert.
Verbindet man die österreichische Küche in erster Linie mit herzhaften und süßen, eher kalorienreichen Speisen und vor allem mit Fleisch, liegt man damit keinesfalls daneben. Doch Wien hat sich für Veganer und Vegetarier gerüstet. Es gibt inzwischen nicht nur jede Menge vegetarische, ja sogar vegane Restaurants. Auch die normalen Wirtshäuser haben zumindest das ein oder andere vegetarische Gericht auf der Speisekarte. Vorsichtshalber lohnt es sich aber nachzufragen, ob tatsächlich auch alles fleischfrei ist 😉
Rein vegetarisch und vegan
Bereits am ersten Abend sind wir im Opernring zufällig über ein Restaurant gestolpert, dessen Angebot komplett vegan ist: das Veggiezz. Von Suppen, Salaten und Pasta reicht das Angebot über Wraps und Burger bis hin zu Steaks. Seit Langem fiel es mir in einem Restaurant mal wieder richtig schwer, eine Auswahl zu treffen. Letztendlich habe ich mich für den veganen Farmers Burger mit Home Fries entschieden und war ziemlich geflashed. Sogar der vegane Cheddar, der auf dem Burger lag, schmeckte wahnsinnig gut. Er ist allerdings nicht im Handel erhältlich, erfuhr ich vom Kellner. Ziemlich schade. Die zweite rein vegane Adresse, die wir gezielt aufsuchten, war das Veganista – ein Tipp von einer lieben Kollegin. Vielleicht hast du schon vom gleichnamigen Buch gehört? Veganista ist die Adresse, wenn es um vegane Eisspezialitäten geht. Natürliche Inhaltsstoffe zeichnen die bunte Auswahl an Eissorten aus. Auch hier: die Qual der Wahl. Letztendlich habe ich mich für eine Kugel würziges Kürbiseis und eine Kugel Peanutbutter entschieden. Der Wahnsinn! Wenn es dich nach Wien verschlägt, schau vorbei. Diese Sünde muss einfach sein.
Cafés und Kaffeehäuser
Sie entschleunigen. Inmitten vom großstädtischen Trubel reiht sich in Wien ein Kaffeehaus ans andere. Allesamt gut besucht herrscht an den Tischen ein reger Austausch in sämtlichen Sprachen. Vor den meisten Cafébesuchern dampft eine Tasse Wiener Melange direkt neben einem Teller mit Kuchen. Der Cafébesuch am Nachmittag wurde für uns zum Wien-Ritual. Vegan war hier allerdings Fehlanzeige. Mozart-Torte und Walnuss-Kirschtorte im Castelletto, Birnen-Mandelkuchen im Café Jelinek: Das Herz der Naschkatze in mir schlug Purzelbäume. Für meinen Schatz gab es natürlich auch Sachertorte – im Kunst-Café im Hundertwasserhaus. Ich erlebte allein beim Anblick einen Schoki-Schock 😉
Im Strudel des Strudels
Wenn wir gerade bei Kuchen und Co. sind, darf ich dir eines nicht verschweigen: Der Wiener Apfelstrudel ist tatsächlich mitunter der beste, den ich je gegessen habe. Lauwarm ein wahres Gedicht. Und weil sich in Wien Kultur so schön mit Kulinarik verbinden lässt, haben wir uns in der Hofbackstube vom Schloss Schönbrunn eine Strudelshow angeschaut. Wow! Im Ernst, ich halte mich selbst für keine ganz unbegabte Bäckerin. Aber als die Strudel-Bäckerin letztendlich aus einem kleinen Klumpen Teig mit Jonglage-Einlagen und Ellbogeneinsatz spielerisch leicht einen hauchdünnen überdimensionalen Teig formte, glich das an Magie. Ich kam aus dem Staunen kaum mehr raus. Das Apfelstrudel-Rezept gab es übrigens gleich noch mit dazu. Falls ich mich jemals traue, mit einem Teigklumpen quer durch meine Wohnung zu tanzen, um ihn in die entsprechende Größe zu dehnen, teile ich gern hier meine Erfahrung mit dir. Bis dahin esse ich lieber Apfelstrudel anstatt ihn selbst zuzubereiten.
Sonstige kulinarische Schmankerln
Mana, mana – das Lied aus der Sesamstraße assoziiere ich gleichermaßen mit einem Muss bei jedem Wien-Besuch: Wien ist die Quelle von Manner. Die leckeren Neapolitaner – übrigens vegan – werden dort hergestellt, aber noch viel mehr. Am Stephansplatz, unmittelbar neben dem gleichnamigen Dom, gibt es einen Manner-Laden mit riesengroßem Sortiment: Waffelschnitten, Lebkuchen, Schokolade. Wir in Deutschland kennen nur einen Bruchteil dessen, wofür der Name Manner steht. Daher auch hier: vorbeischauen, umschauen und vielleicht den ein oder anderen Leckerbissen einkaufen. Gleiches gilt in Sachen Mozartkugeln – im Original übrigens nicht-vegan. Du kommst kaum an ihnen vorbei. Will man aber eigentlich auch gar nicht, oder? Also zumindest, wenn du Marzipan magst, ist Widerstand zwecklos.
Fündig werden in der Omnivoren-Küche
Also eins steht fest: Verhungern wirst du in Wien nicht – ganz gleich, wie du dich ernährst. Meinem Freund zuliebe haben wir auch zwei Mal traditionelle Wirtshäuser aufgesucht. Die Auswahl an fleischfreien Speisen war zwar begrenzt, aber eben auch nicht anders als in Restaurants hierzulande mit typisch deutscher Küche. Einmal gab es für mich Käsespätzle und ein anderes Mal mit Spinat und Feta gefüllte Blätterteigtaschen. Veganer hätten in diesen Lokalen außer Salat wohl aber nichts essen können. Denen kann ich tatsächlich eher die reinen Veggie- oder asiatischen Restaurants empfehlen. Was sich übrigens auch lohnt, wenn du auf etwas ausgefallenere Speisen stehst, ist ein Besuch in einem der georgischen Restaurants der Stadt. Wir haben uns für das Café Ansari entschieden – eine Empfehlung im Reiseführer. Der Einsatz orientalischer Gewürze macht die Speisen unfassbar lecker und für unsere Gaumen auch exotisch. Kwerebi hieß das, was bei mir auf den Teller kam: georgische Teigtaschen mit Erdäpfel-Käsefüllung in Salbeibutter. Jederzeit wieder!
Fazit
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. Auch kulinarisch. In Wien haben wir in der Hinsicht einiges erleben und genießen können. Und auch, wenn sich der Beitrag vielleicht wie ein Essens-Tagebuch lesen mag: Wir haben in der Hauptstadt Österreichs natürlich noch viel mehr erlebt und gesehen. Die Stadt hat jede Menge Asse. Historische prunkvolle Bauten, Kunst, Musik, Pferdekutschen in den Straßen, wunderschöne kleine Gässchen. Obwohl Wien eine äußerst moderne Metropole ist, hat man das Gefühl, dass dort die Uhren dennoch ein bisschen langsamer ticken – oder zumindest mit einem anderen Klang, begleitet vom Duft des Friteusenfetts.