Igelhaus

DIY: So bastelst du ein Igelhaus

Winterquartier gesucht! In diesem Unterschlupf kann sich Hank einigeln

Da ist etwas im Busch! Es raschelt leise im Gebüsch. Irgendetwas bahnt sich offenbar seinen Weg. Da, schon wieder! Dieses Rascheln! Es ist ein warmer Sommerabend, wir haben gegrillt und sitzen noch gemütlich zusammen. Die Dunkelheit ist inzwischen über uns hereingebrochen. Und mit ihr ist dieses Rascheln aufgetaucht. Wir beobachten es nun schon eine Weile, flüstern leise, um dieses Etwas nicht zu erschrecken und hoffen, dass es sich zeigen wird. Und auf einmal wagt es sich aus dem Gebüsch hinaus und tritt in den Lichtkegel der Solarleuchte, die im Blumenbeet steckt. Der Schatten, den das Tier wirft, ist größer als es selbst. Der wilde Raschler ist ein Igel.

Es hat nicht lange gedauert, bis ich gemerkt habe, dass mir mein Garten nicht alleine gehört. Hier gibt es Fledermäuse, allerlei Insekten und Vögel. Dass auch ein süßes kleines Stacheltier hier zu Hause ist, freut mich besonders. Im Sommer, wenn die Dunkelheit den Garten erobert hat, verlässt es seinen Unterschlupf und macht sich auf Essenssuche. Mein verwilderter Garten hat es dem Igel offenbar angetan: Hier hat er Rückzugsorte, wird nicht gestört und kann sich gut verstecken und einigeln. Doch was macht mein Igel im Winter? An welchen Ort zieht er sich zurück, um Winterschlaf zu machen? Ich weiß es nicht, aber ich will, dass er es gut hat: Er soll einen geschützten, warmen Schlafplatz finden, an dem er bis zum Frühjahr in Ruhe schlummern kann. Und so steht meine Entscheidung fest: Ich bastel für meinen Gartenbewohner ein Igelhaus.

Igelhaus
Die Entscheidung steht: Ich bastel für meinen kleinen stacheligen Gartenbewohner Hank ein Winterquartier.

Bau-Projekt startet unter dem Motto “Low Budget”

In manchen Bauhäusern gibt es inzwischen fertige Bausets für Igelhäuser. Doch in meinem Kopf reift eine andere Überlegung: Im Sinne von Nachhaltigkeit und Zero Waste will ich das Bastelprojekt unter der Prämisse “Low Budget” in Angriff nehmen. Und so beginnt meine Suche nach allen Materialien. Bretter, Dachpappe, Schrauben, Nägel… Die Materialien habe ich schneller zusammen, als ich gedacht hätte. Mein Papa hatte im Keller noch ein paar alte Bretter rumliegen, eine angefangene Dose Holzöl finde ich bei meinem Freund, der auch bereit ist, mir Schrauben und das nötige Werkzeug zu Verfügung zu stellen. Und dann entdecke ich in Facebook eine regionale “Free your Stuff”-Gruppe, in die ich Gesuche für alles, was sonst noch fehlt, setze. Solche Gruppen kann ich dir ans Herz legen. Denn glaub’ mir: Egal, was du suchst, irgendjemand hat es abzugeben. So bin ich übrigens sogar zum Stroh für die Innenausstattung des Igelhauses gekommen, das eine junge Frau loswerden wollte. Nun haben wir alles da und können mit dem Igelhaus-Bau loslegen.

Was du für das Igelhaus brauchst:

Material Werkzeug
  • Holzbretter (ca. 2 cm dick, Massivholz, unbehandelt)
  • 1 Dachlatte
  • Dachpappe (ca. 58 x 52 cm)
  • Holzschrauben (ca. 4 x 40)
  • Dachpappennägel (Länge max. 15 mm)
  • Natur-Holzöl (ohne Lösungsmittel)
  • Nistmaterial (z.B. trockenes Herbstlaub, Sägespäne, Heu)
  • Maßstab
  • Schreinerwinkel
  • Bleistift
  • Bohrmaschine
  • Akkuschrauber
  • Stichsäge
  • Handsäge
  • Schleifpapier
  • Hammer
  • Pinsel
Igelhaus
Keinen Cent ausgegeben: Die Materialien habe ich mir über eine “Free your Stuff”-Gruppe zusammengesucht. Ein paar habe ich auch bei meinem Freund und meinem Papa im Keller gefunden.

 

Maße
  • Vorderwand (B x H): 40 x 26 cm (mit Ausschnitt)
  • Rückwand: 40 x 24 cm
  • 2x Seitenwand: 30 x 26/24 cm
  • Trennwand: 30 x 26/24 cm (mit Ausschnitt)
  • Dach: 48 x 42 cm

Schritt-für-Schritt-Anleitung

1. Schritt: Bretter zurechtsägen

Los geht es mit dem Zurechtsägen der Holzbretter. Die Maße findest du oben. Zeichne dazu mit Bleistift, Schreinerwinkel und Maßstab die passenden Maße ein und säge die Bretter mit der Stichsäge aus. Anschließend kannst du die Schnittkanten mit Schleifpapier etwas glätten.

Wichtig: Die Seitenwände und die Trennwand sind vorne 26 cm und hinten 24 cm hoch. So bekommt das Dach des Igelhauses ein leichtes Gefälle nach hinten, damit bei Regen das Wasser ablaufen kann.

Igelhaus
Igelhaus

2. Schritt: Eingänge aussägen

Jetzt brauchen wir einen igeltauglichen Eingang an der Vorder- und der innenliegenden Trennwand. Ein etwa 10 x 10 cm großer Eingang ist ausreichend: Da passt ein ausgewachsener Igel durch. Ich habe mich für einen halbrunden Torbogen entschieden, weil sich dieser am einfachsten aussägen lässt. Zeichne dazu zunächst jeweils den Torbogen am Rand der beiden Bretter ein.

Wichtig: Zwischen Torbogen und Brettkante sollte mindestens 3 cm Holz stehen bleiben.

Platziere bei der Trennwand den Eingang am niedrigeren (hinteren) Ende des Brettes. Nun kommt die Stichsäge zum Aussägen der Eingänge zum Einsatz. Schleife die Schnittflächen anschließend wieder mit etwas Schleifpapier ab.

3. Schritt: Bretter verschrauben

Jetzt wird das Igelhaus verschraubt. Bohre dazu die Löcher für die Schrauben vor und verschraube sie anschließend mit dem Akkuschrauber. Ich empfehle dir, die Vorderseite als Erstes mit der Trennwand und den Seitenwänden zu verschrauben und erst am Ende die Rückwand zu fixieren.

Igelhaus
Igelhaus

4. Schritt: Dachlatten anbringen

Für das Dach ist wichtig, dass es einerseits zwar abnehmbar ist, andererseits aber nicht verrutschen kann. Deshalb werden an der Dachunterseite zwei Lattenstücke angeschraubt. Für das richtige Maß einfach das Igelhaus kopfüber mittig auf dein Dachbrett legen und auf diesem die Innenkanten der Wände einzeichnen. Dann kannst du das Igelhaus wieder wegnehmen, den Abstand zwischen Vorder- und Rückwand messen und von der Dachlatte zwei Stücke absägen, die rund 2 cm kürzer als dieses Maß sind. Schleife die Dachlattenstücke ab und schraube sie so an der Dachunterseitet an, dass sie die eingezeichneten Seitenwände gerade so berühren.

5. Schritt: Dachpappe befestigen

Ein bisschen Schutz ist gefragt: Das Igelhaus wird im Herbst und Winter starker Witterung ausgesetzt sein. Deshalb solltest du das Dach mit Dachpappe decken. Schneide diese so zurecht, dass du sie um die Holzkanten des Daches legen und an der Dachunterseite mit den Dachpappennägeln befestigen kannst. (Weil ich low Budget keine Dachpappennägel ergattern konnte, habe ich Schrauben verwendet – das funktioniert natürlich auch.)

Igelhaus
Igelhaus

6. Schritt: Igelhaus witterungsfest machen

Nun kommt der Pinsel zum Einsatz: Damit das Igelhaus vor der Witterung geschützt ist, müssen wir Holzöl auftragen, ehe wir es im Garten aufstellen. Für einen optimalen Schutz habe ich das Igelhaus gleich dreimal mit Öl eingepinselt.

7. Schritt: Den richtigen Standort wählen

Wo solltest du das Igelhaus aufstellen? Der richtige Standort ist entscheidend, damit das kleine Stacheltier auch dort einzieht. Besonders beliebt sind bei Igeln versteckte Ecken in einem ruhigen Teil des Gartens – je verwilderter und unordentlicher, desto besser. Igel mögen Gebüsch und herumliegendes Laub.

Wichtig: Achte darauf, das Igelhaus so aufzustellen, dass der Eingang zur wetterabgewandten Seite zeigt. Der Untergrund sollte trocken sein, so dass der Igel bei Regen keine nassen Füße bekommt. Hier eignet sich ein Sand-Kies-Gemisch: Es hält das Igelhaus im Winter von unten warm und trocken. Alternativ kannst du imprägnierte Dachlatten rings unter die Wände des Hauses legen.

Wenn du den passenden Standort gefunden hast, kannst du das Winterquartier mit geeignetem Nistmaterial füllen und ein bisschen mit Laub und Reisig bedecken, so dass sich der Igel geschützt und heimelig fühlt.

IgelhausIgelhaus

Igelhaus aufstellen, bevor es kühl wird

War doch gar nicht so schwer, oder? Mein Igelhaus habe ich inzwischen unter einer alten Tanne inmitten von Efeu und Laub platziert – ein bisschen eher als geplant. Spätestens Mitte Oktober sollte dein Igelhaus an seinem Standort stehen. Denn da wird das Nahrungsangebot für die süßen Stacheltiere knapper und sie beginnen, sich einen geeigneten Unterschlupf zu suchen. Du solltest mit dem Aufstellen nicht unbedingt warten, bis die Temperaturen unter die Zehn-Grad-Marke fallen. Igel haben ihren eigenen Kopf: Manche futtern sich schon zeitnah Winterspeck an, solange ausreichend Nahrung da ist, und igeln sich schon eher ein.

Das Winterquartier für meinen Racker habe ich Mitte August aufgestellt, aus der Not heraus. Der Arme hatte sich in die Garage der Nachbarn verkrochen und war dort ein, zwei Tage bei noch sehr warmen Temperaturen gefangen, ehe ich eines Abends, als ich im Hof war, seinen Hilferuf, ein leises Scharren am Garagentor, vernommen habe. Weil die Gefangenschaft und Rettungsaktion den Kleinen ein bisschen gestresst haben, habe ich ihm sein Häuschen aufgestellt, Wasser und Futter in der Nähe, damit er sich geschützt und in Ruhe von den Strapazen erholen kann. Das hat er auch: Am nächsten Morgen war das Häuschen leer gefegt (der Eingang ist also groß genug 😉 ) und das Näpfchen war ebenfalls geplündert. Seit dieser Rettungsaktion hat mein Igel nun auch einen Namen: Hank.

Igelhaus
Selbst ist die Frau: Handwerkliches Geschick habe ich mir als Kind von meinem Papa angeeignet, der vieles im Haus selbst gemacht hat. Beim Bastelprojekt “Igelhaus” kommt es mir zugute.

Lebensgefahr: Schaue nicht ins Igelhaus hinein!

Vor wenigen Tagen habe ich mich nun um die Innenausstattung des Igelhauses gekümmert: ein warmes Bett aus Laub und Stroh, weil ich ja nicht weiß, ob und wann Hank vor hat, sein Heim zu beziehen. Ob ich es je herausfinden werde, weiß ich nicht. Aber es spielt auch keine Rolle. Denn was du unbedingt beachten solltest, wenn du dich für ein Igelhaus entscheidest: Schaue nicht nach, ob ein Igel eingezogen ist. Klar: Die Neugier ist groß. Man hat sich ja auch solche Mühe gemacht. Da will man natürlich wissen, ob es sich ein Stacheltier im Quartier gemütlich gemacht hat. Aber hier geht Tierschutz vor: Vertreibe nicht den Igel, indem du das Dach öffnest. Befindet er sich schon im Winterschlaf und wird darin gestört, kann ihn das in Lebensgefahr bringen.

Die ein oder andere Möglichkeit hast du trotzdem, um ein Indiz dafür zu bekommen, ob das Igelheim bewohnt ist: Du kannst einen kleinen Zweig und etwas Sand vor dem Eingang anbringen. Will der Igel ins Haus hinein, muss er den Zweig beiseiteschaffen und du wirst seine Spuren im Sand entdecken.

Und nach dem Winter?

Frühjahrsputz ist nach dem Winter im Igelhaus angesagt. Die stacheligen Gefährten erwachen zwischen März und April aus dem Winterschlaf und verlassen dann ihr Winterquartier. Jetzt ist für dich der Zeitpunkt gekommen, um den Unterschlupf zu reinigen – spätestens dann wirst du vermutlich auch erfahren, ob dein Haus bezogen war oder nicht. Für den Frühjahrsputz einfach das Nistmaterial aus dem Igelhaus entfernen und das Haus mit einer Bürste und heißem Wasser putzen. Lass es über den Sommer einfach an seinem Standort stehen: Auch dann kann es eine gute vorübergehende Rückzugsmöglichkeit für deinen Igel sein – so wie für Hank, dem nach all der Aufregung bei der Rettungsaktion der Unterschlupf wie gerufen kam. Vielleicht hat diese erste Begegnung mit dem Haus dazu beigetragen, dass er sich im Winter darin einigelt. Ich bin gespannt und lausche bis dahin abends bei Dunkelheit weiterhin gespannt: Ist da etwa etwas im Busch? Raschelt es etwa im Gebüsch? Bahnt sich irgendetwas seinen Weg in Richtung Igelhaus? Wenn dem so ist, dann kann ich nun sicher sein: Der wilde Raschler, das ist Hank!

Hast du Fragen oder Anregungen zum Bau des Igelhauses? Lass mir gerne einen Kommentar da.

Nachtrag: Inzwischen habe ich herausgefunden, dass Hank wohl ein Mädchen ist und nicht allein sein Unwesen im Garten treibt: Vor wenigen Tagen habe ich zwei putzmuntere Igelkinder bei Tag im Garten entdeckt – ungefähr so groß wie der Kopf einer Katze. Ich schätze, dass Hank ihre Mutter ist und bin gespannt, ob sich noch weitere Igelkinder zeigen werden und wer letztendlich das Igelhaus beziehen wird. Vielleicht muss ich im kommenden Jahr auch anbauen und ein Mehrgenerationen-Igelhaus schaffen…

Igelhaus
Ist er nicht knuffig? Dieses Igelkind habe ich die Tage bei mir im Garten entdeckt, nicht weit davon entfernt, in etwas geschützterer Lage, ein Geschwisterchen.

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